Freud und Leid liegen im Fußball nah beisammen. An einem Tag rennst du dir auf dem Platz die Lunge aus dem Leib und bejubelst in der Kreisliga den heldenhaften Sieg deiner Truppe gegen den Verein aus dem Nachbardorf. Am nächsten Tag liegst du mit gerissenem Kreuzband und Meniskus auf dem OP-Tisch und verfluchst diesen Sport in der darauf folgenden neunmonatigen Reha auf das Übelste. Und das alles nur, um nach dem Bundesliga-Relegationsspiel des 1. FC Heidenheim gegen SV Elversberg und einem grandiosen 2:2 zu denken: Ach, es ist einfach der geilste Sport der Welt.
Umso mehr freut es einen Amateur-Fußball-Invaliden dann, wenn er exklusiv vermelden kann, dass das Family Office von Trainerlegende Jürgen Klopp als Ankerinvestor bei der Icon League einsteigt. Dabei handelt es sich um eine von drei aufstrebenden Hallenfußball-Ligen, wo Ex-Profis, Amateurspieler und Influencer auf dem Kleinfeld gegeneinander kicken. Billions werden in diesem Business noch nicht bewegt, aber die von Deutschlands erfolgreichstem Fußballer Toni Kroos gegründete Icon League wird bei der Finanzierungsrunde immerhin schon mit einem dreistelligen Millionenbetrag bewertet. Nicht schlecht für ein deutsches Startup.
Wagniskapitalgeber haben diesen neuen Geschäftszweig längst auf dem Schirm. An der von Ex-Barca-Verteidiger Gerard Piqué gegründeten Kings League ist der US-amerikanische Venture-Capital-Fonds Left Lane Capital beteiligt. Die von “Außenristkönig” Mats Hummels und Lukas “Prinz Poldi” Podolski initiierte Baller League hat EQT Ventures am Start. Was alle drei Ligen gemeinsam haben: Sie kämpfen um Reichweite, vor allem bei Social Media. Am Ende wird am Markt kein Platz für alle drei Ligen sein. Die Frage ist, welche sich langfristig durchsetzt – und welcher Investor damit auf dem Platz den Sieg davonträgt. Mehr dazu in unserer Story der Woche.
Neben der Klopp-Familie investiert auch der Unternehmer Thomas Hagedorn in die Icon League. Eine andere Unternehmerfamilie geht derweil unter die Finanzinvestoren. Chiara van der Put macht sich selbständig und gründet VDP Equity. Mit der Beteiligungsgesellschaft will sie Unternehmensnachfolgen bei deutschen Mittelständlern regeln. Neben dem Zeitpunkt ist bei dieser Story bemerkenswert, dass van der Put die Geschichte zunächst alleine schreiben will. Sie setzt auf künstliche Intelligenz und ein kleines Team. Wir sind gespannt, ob dieser Ansatz Schule macht. Mehr dazu in unserem Kopf der Woche.
Was sonst noch in den Private Marktes geschah, lesen Sie in den News der Woche.
Viel Gewinn beim Lesen wünscht Ihnen Philipp Habdank
story derwoche
Venture Capital wettet auf Hallenfußball
Hallenfußball mit Ex-Profis und Amateuren, gestreamt über Twitch, finanziert von Deutsch-Rapper Bausa und vermarktet über Influencer auf TikTok? Das klingt nicht nur nach Gen Z, das ist Hardcore Gen Z. Und genau darin liegt das große Potenzial, das Sponsoren in dieser Bewegung sehen. Sie bringen der Icon, Baller oder Kings League schon jetzt siebenstellige Vermarktungsumsätze.
Hallenfußball boomt. Wenn Ex-Profifußballer wie Toni Kroos und Influencer / Content Creater wie Elias Nerlich auf Social Media Ernst machen, dann entsteht dadurch eine Reichweite, die sich sehen lässt. All-in kommt die Icon League mit allen ihr irgendwie verbundenen Social-Media-Accounts auf 185,5 Millionen Follower, wie die Marketing-Plattform OMR vor kurzem recherchiert hat.
An jedem Spieltag der Icon League sind über den Live-Streaming-Dienst Twitch mehr als 100.000 Fans zugeschaltet, sagt die Liga. Damit kann es der Hallenfußball natürlich noch lange nicht mit dem Premium-Produkt des deutschen Fußballs aufnehmen. Spieltage der 1. und 2. Bundesliga verfolgen dem Pay-TV-Sender Sky zufolge im Schnitt 4,7 Millionen Zuschauer. Doch das Reichweitenpotenzial der alternativen Fußball-Ligen ist enorm – und spricht vor allem eine jüngere Zielgruppe an.
Es überrascht daher nicht, dass Finanzinvestoren längst auch im Hallenfußball mitmischen. Große Private-Equity-Häuser wie CVC sind an großen Fußball-Clubs und Profi-Ligen beteiligt. Im Hallenfußball treten bislang noch Venture-Capital-Investoren gegeneinander an. Die Kings League sicherte sich bereits im vergangenen Jahr von Left Lane Capital und Fillip 65 Mill. Dollar. Vor kurzem beteiligte sich mit 20% außerdem die RTL-Tochter “We are Era”, ein internationales Creator-Netzwerk mit Sitz in Berlin.
Die Baller League holte letztes Jahr EQT Ventures an Bord und sicherte sich in einer Finanzierungsrunde über 25 Mill. Dollar, nachdem vorher verschiedene Angel-Investoren schon 8 Mill. bereitgestellt hatten. Die Icon League zieht nun nach und hofft, dass prominente Namen wie Jürgen Klopp, Luigi Berlusconi oder Thomas Hagedorn bei der nächsten Finanzierungsrunde einen größeren Private-Equity-Investor anlocken. Sehen wir also bald ein Buy-and-Build im Hallenfußball?
Nicht ausgeschlossen, zumal sich große Finanzinvestoren wie CVC im traditionellen Fußball bislang die Zähne an traditionsbesessenen Ultras und der deutschen “50+1-Regel” die Zähne ausbeißen. Das Franchise-Modell der Icon League ist da deutlich investorenfreundlicher. Investoren können sowohl in die Liga selbst, als auch die einzelnen Teams investieren, die bereits siebenstellig bewertet werden. Die Frage ist, welche der drei Ligen sich langfristig durchsetzen wird. Das Spiel ist angepfiffen, noch ist alles offen.
+++Die Trump-Regierung spielt einem Bericht der Financial Times zufolge mit dem Gedanken, über ein neues Dekret den 9 Bill. Dollar schweren US-Pensionsmarkt für Privatmarktfonds zu öffnen. (Financial Times) Parallel schaukelt sich der Streit mit der US-Elite-Universität Harvard hoch, der Trump Fördermittel streichen will. Die Havard-Stiftung ist ein wichtiger Geldgeber für Private Equity. +++
+++Der französische Kreditfonds CIC Private Debt ernennt Erwin Schreiber zum Deutschlandchef und hat mit dem deutschen Private-Equity-Investor Ufenau Capital seinen ersten Deal in Deutschland gemacht: die Finanzierung der Ebutec-Gruppe. +++
+++ Die Kredithandelsplattform Debitos und die Immobilienplattform Loancoss kooperieren bei faulen Immobilienkrediten. Bis Ende 2025 soll das Volumen notleidender Kredite bei deutschen Banken auf 41 Mrd. Euro ansteigen. Besonders betroffen sei die gewerbliche Immobilienfinanzierung. +++
+++Die Investmentgesellschaft Blackstone will für 11,5 Mrd. Dollar inklusive Schulden den US-Versorger TXMN übernehmen. Die Bar-Offerte beträgt 61,25 Dollar je Aktie und liegt damit fast 15% über der letzten Notierung vor Bekanntwerden des Deals. Die Energiebranche ist durch den steigenden Stromverbrauch auch in den USA ins Visier von Investoren gerückt.+++
+++Der japanische KI-Pionier Sakana AI macht mit seinem neuesten Sprachmodell einen technologischen Sprung nach vorn. Die KI des mit über 1 Mrd. Dollar bewerteten Unternehmens geht wie ein Mensch an kognitive Probleme heran und verbraucht weniger Strom. Japans größte Bank MUFG will die KI-Agenten des Start-ups einsetzen, zudem könnte Sakana womöglich noch in diesem Jahr an die Börse gehen. (zum Artikel) +++
+++Der auf Sanierungsfälle spezialisierte Münchner Finanzinvestor Mutares hat mit drei Wochen Verspätung seinen geprüften Geschäftsbericht vorgelegt. Dabei hat er seine vorläufigen Zahlen von Ende April für das Jahr 2024 bestätigt. Damit steht einer Rückkehr in den Kleinwerteindex SDax im Juni formal nichts mehr im Wege.+++
+++Superreiche Familien sorgen sich einer Studie zufolge vor den längerfristigen Auswirkungen des Zollstreits. Für das laufende Jahr sei ein globaler Handelskrieg die größte Bedrohung für die Erreichung ihrer finanziellen Ziele, heißt es in einer UBS-Umfrage unter 317 Familien mit eigenen Family Offices und durchschnittlichen Vermögen von 2,7 Mrd. Dollar. Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre bereiten den Family Offices vor allem die möglichen Folgen dieser Auseinandersetzungen Kopfzerbrechen. (zum Artikel) +++
kopf derwoche
Chiara van der Put gründet Beteiligungsgesellschaft
Newcomer haben es dieser Tage im Fundraising schwer. Egal welche Statistik man zu Rate zieht, am Ende zeigt sie in der Regel, dass die Anzahl neuer Private-Equity-Manager zurückgeht und Investoren ihr Geld lieber den großen und etablierten Adressen anvertrauen. Von daher ist es schon allein mit Blick auf das Timing spannend, dass
Chiara van der Put ausgerechnet jetzt den Sprung in die Selbständigkeit wagt und mit VDP Equity eine eigene Beteiligungsgesellschaft gründet.
Und damit nicht genug. Sie will das auch noch allein machen. „Aktuell bin ich bewusst alleine unterwegs – gestützt auf ein starkes Netzwerk von Unternehmern, Investoren, Executives und Industriepartnern. Was früher ein ganzes Team gebraucht hat, lässt sich heute durch KI und ein kleines Team deutlich effizienter gestalten“, sagt van der Put der Börsen-Zeitung.
Mit ihrem Fonds sucht sie vor allem nach Nachfolgelösungen bei deutschen Mittelständlern. Van der Put kommt selbst aus einer Unternehmerfamilie. Ihr Vater hatte bereits in jungen Jahren das Familiengeschäft übernommen. Chiara van der Put selbst arbeitete zuletzt für den Private-Equity-Investor Verdane, wo sie vor allem in Software und technologiegetriebene Geschäftsmodelle investiert hat
Podcast-Folge mit Natascha Winberg von der Mitsubishi UFJ Financial Group
Private-Equity-Häuser pumpen Milliarden in deutsche Unternehmen. Aber wie finanzieren sich eigentlich die Fonds? Diese Frage diskutieren wir in der nächsten Folge von Betting Billions mit Natascha Winberg von der Mitsubishi UFJ Financial Group, kurz: der MUFG. Private Equity klingt zwar nach Eigenkapital.
In der Realität setzen die vermeintlichen Eigenkapitalinvestoren aber eine ganze Menge Fremdkapital ein. Auf Portfolio-Level bei der Übernahme von Firmen und auf Fonds-Level, um die IRR-Renditen hübscher aussehen zu lassen.
Die MUFG ist Japans größte Bank und reicht solche Kredite an Finanzinvestoren aus. Wie das Geschäft mit Finanzinvestoren läuft, was von dem NAV-Lending-Hype zu halten ist und was die MUFG nach dem Hiring von Nadine Henker im Leveraged Finance vorhat: all das und noch mehr am Montag bei Betting Billions – überall dort verfügbar, wo es Podcasts gibt.
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Der Bundesverband Beteiligungskapital – die Interessenvertretung der deutschen Private Equity-Branche – lädt am 24. Juni 2025 zum 26. Deutschen Eigenkapitaltag. Im Berliner Zukunfts-Museum “Futurium” treffen Finanzinvestoren auf Politiker wie Franziska Brantner, Bundesvorsitzende der Grünen, Jörk Kukies, ehemaliger Übergangs-Bundesfinanzminister und Christian Dürr, Ex-FDP-Fraktionsvorsitzender.
Unter dem Titel „Vor die Investment-Welle kommen“ lädt die Börsen-Zeitung am 28. Mai 2025 von 10:00 bis 11:00 Uhr zu einem interaktiven Online-Webinar ein. Führende Immobilienentwickler, Investoren und Vertreter von JLL diskutieren über aktuelle Entwicklungen an den Immobilienmärkten und beleuchten attraktive Investmentchancen – klassisch wie alternativ. Die Teilnahme ist kostenfrei und richtet sich an institutionelle Investoren, Family Offices, Private Wealth Manager und vermögende Selbstentscheider. Webinar - Vor die Investment-Welle kommen
Zum ersten Mal verleihen wir bei der Börsen-Zeitung dieses Jahr Private-Market-Awards für die besten Manager und Managerinnen aus den Kategorien Venture Capital, Private Equity, Private Credit, Real Estate und Infrastruktur. Sie haben eine Idee, wer diesen Preis verdient hat? Dann schicken Sie uns noch bis zum 26. Mai eine Nachricht an bzlive@boersen-zeitung.de. Ihre Stimme zählt!
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