Im Browser anzeigen
JPM56383 ELTIF Billboard_lens_DE_538x185
PM_Newsletter_Header

Guten Tag

 

als drittes deutsches Unternehmen in diesem Jahr will der Online-Autoteilehändler Autodoc den Börsengang wagen. Doch die Vorvermarktung wird für die Firma aus Berlin kein Spaziergang. Denn für eine einfache Bewertung durch die Investoren fehlen die vergleichbaren börsennotierten Wettbewerber. Das erschwert auch den Ausstieg des US-Finanzinvestors Apollo. Die Preisfindung wird sich wohl bis Ende Juni hinziehen. 

 

Autodoc hatte am Freitag vor acht Tagen (6.Juni) die Absicht bekannt gegeben, in Frankfurt an die Börse zu gehen. Es sollen nur bestehende Aktien in einem noch nicht bezifferten Umfang auf den Markt gebracht werden. Eine Kapitalerhöhung mit neuen Aktien ist nicht geplant. Die Aktien werden von den Gründern des Unternehmens und Apollo angeboten, die Kasse machen wollen.

 

Autodoc war 2008 von den Spätaussiedlern Alexej Erdle, Max Wegner und Vitalij Kungel gegründet worden, die als Jugendliche aus Russland nach Berlin gekommen waren. Den Aufsichtsrat führt der Investmentbanker Alexei Kletenkov. Vorstandschef ist Dmitry Zadorozhny; als Finanzvorstand agiert Lennart Schmidt. 

 

Apollo erwarb Anfang 2024 eine Minderheitsbeteiligung. Damals lag die Eigenkapitalbewertung von Autodoc bei 2,3 Mrd. Euro. Banker, die mit dem IPO befasst sind, berichten von einem guten frühen Engagement von Long-Only- und Fundamental-Investoren. Barclays, Citigroup, Deutsche Bank und Jefferies sind globale Koordinatoren und gemeinsame Bookrunner mit Apollo Capital Solutions, Santander und UniCredit/Kepler Cheuvreux.

 

Im Falle von Autodoc ist die Bewertungsdiskussion anspruchsvoll, weil die Investoren nicht einfach einen Abschlag von 20% bis 30% auf die Bewertung der gelisteten Konkurrenten fordern können. Denn in Europa steht Autodoc mit dem Geschäftsmodell relativ allein da. Das dürfte zu einer breiten Spanne möglicher Bewertungen führen. Als wahrscheinlich gilt das Zwölf bis 15-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) im Jahr 2025.

 

Autodoc hat zwar einzelne Geschäftsbereiche, die verglichen werden können. Aber es fehlt der Vergleich für das Gesamtunternehmen. Einige der für Vergleiche einigermaßen geeigneten Unternehmen sind Online-Einzelhändler wie Redcare Pharmacy und Autoteilelieferanten, darunter die in den USA notierten Unternehmen AutoZone und O'Reilly Automotive.

 

Autodoc liefert Autoteile in 27 europäische Länder und zunehmend auch an Geschäftskunden in Frankreich und den Niederlanden. Das Unternehmen beabsichtigt, sein B2B-Geschäft 2025 und 2026 auf Österreich, Belgien, Deutschland und Italien auszuweiten. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 21% auf 427 Mill. Euro und das Ebitda um 189% auf 33,9 Mill. Im Jahr 2024 erzielte Autodoc ein bereinigtes Ebitda von 151 Mill. Euro bei einem Umsatz von 1,6 Mrd. Euro, wobei der B2B-Umsatz rund 4% ausmachte.

 

Was sonst noch in den Private Marktes geschah, lesen Sie in den News der Woche.

 

Wir wünschen viel Gewinn beim Lesen!

Ihr Christoph Ruhkamp

- Anzeige -

Investieren in die Infrastruktur von morgen –

mit Allianz Global Investors.

Ihr erfahrener Partner für langfristige und nachhaltige Strategien.

Jetzt mehr erfahren!

kopf der woche

BZ-PM_KDW_F-Sciortino

 Francesco Sciortino 

Ein 32-jähriger Physiker will den Menschheitstraum einer nahezu unerschöpflichen und CO2-neutralen Energiequelle wahr werden lassen – und zwar von München aus. 

Francesco Sciortino, Fusionsforscher und gebürtiger Italiener, hat in der bayerischen Landeshauptstadt vor zwei Jahren ein Startup namens Proxima Fusion gegründet, das sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2031 einen Prototypen für einen sogenannten Stellarator zu bauen. Dabei handelt es sich um einen speziellen Reaktortypen für die Magnetfusion, bei der heißes Plasma magnetisch eingeschlossen wird.

 

In seiner akademischen Ausbildung hatte sich Sciortino noch auf einen anderen Reaktortypen für Magnetfusion spezialisiert – den sogenannten Tokamak. Daran hatte er im Rahmen seiner Masterarbeit sowohl an der Eidgenössischen Technischen Hochschule im Schweizerischen Lausanne als auch während seiner Doktorarbeit am renommierten Massachusetts Institute of Technology in den USA geforscht.

 

Sein Fokus sollte sich jedoch verschieben, als er 2021 nach Deutschland kam. Beim Max-Planck-Institut für Plasmaphysik arbeitete Sciortino zunächst an der in Garching bei München befindlichen Tokamak-Forschungsanlage mit dem Namen „Asdex Upgrade“. Sie ist eine der zwei größten in Betrieb befindlichen deutschen Versuchsanlagen zur Entwicklung von Fusionsreaktoren. Die andere trägt den Namen „Wendelstein 7-X“ und steht in Greifswald. Bei der auch „W7-X“ genannten Anlage handelt es sich um einen Stellarator, der ebenfalls vom Max-Planck-Institut für Plasmaphysik betrieben wird.

 

Es war diese Anlage, die Sciortino zum Umdenken brachte: „Es war einfach unglaublich, den W7-X zu sehen“, erinnert sich der Wissenschaftler heute. „Ich würde einen Besuch in Greifswald sehr empfehlen. Es ist ein fantastischer Tempel menschlicher Ingenieurskunst.“

 

Sciortino ist mittlerweile überzeugt, dass Stellaratoren Tokamaks künftig den Rang ablaufen werden. Sie seien einfacher zu betreiben und in der Lage, einen kontinuierlichen Betrieb zu gewährleisten, sagt er. „Für ein Kraftwerk ist das unerlässlich.“  

 

Mit der Einschätzung steht Sciortino zwar nicht allein da – weltweit gibt es mittlerweile acht Unternehmen, die am Stellarator tüfteln. Mit einer gerade abgeschlossenen Finanzierungsrunde über 130 Mill. Euro stehe Proxima Fusion nun jedoch „an vorderster Front“, was die Kapitalisierung und Größe des Teams angeht. Das Startup beschäftigt derzeit gut 80 Mitarbeitende.

 

2027 will man bei Proxima mit dem Bau des Prototypen namens „Alpha“ anfangen. Der Standort für die Anlage steht zwar noch nicht fest, doch für Sciortino wäre München sicher einer der Favoriten. Schließlich ist er nicht nur Unternehmer, sondern auch Bergenthusiast. „Hätte ich mehr Zeit, würde ich viel öfter rausgehen und mehr wandern und Ski fahren“, sagt er. 

 

news der woche

 +++ Die Entwickler KI-gestützter Programmiertools erfreuen sich einer regen Nachfrage: Mit seinem beliebten Coding-Helfer Cursor hat die erst 2022 gegründete Anysphere zuletzt einen aufs Jahr hochgerechneten Umsatz von 500 Mill. Dollar eingefahren. Konkurrent Lovable aus Schweden kam im Mai – und damit etwa sechs Monate nach dem Start seines ersten Produkts – auf einen annualisierten Umsatz von mehr als 50 Mill. Dollar. Mit der Nachfrage wächst auch das Interesse von Investoren. (zum Artikel) +++ 

 +++ Noch mehr Umsatz als Anysphere und Lovable erzielt derzeit freilich ChatGPT-Entwickler OpenAI. Der Platzhirsch unter den Chatbot-Anbietern kam im Juni auf einen annualisierten Umsatz von 10 Mrd. Dollar. Das ist etwa doppelt so viel wie im Dezember 2024. Die Zahl wöchentlicher aktiver Nutzer lag zuletzt bei 500 Millionen. Laut einem Medienbericht arbeitet das Unternehmen gerade an einer neuen Finanzierungsrunde, die wieder 40 Mrd. Dollar einbringen soll. +++

 +++ Die britische Finanzaufsicht FCA hat grünes Licht für Pisces gegeben. Das Private Intermittent Securities & Capital Exchange System (Pisces) ist ein von der London Stock Exchange Group angestoßener Markt für private Unternehmensbeteiligungen. Er soll dem Umstand Rechnung tragen, dass Firmen immer später an die Börse gehen. Ihre Anteilseigner haben Interesse an einem organisierten Sekundärhandel, der es ihnen ermöglicht, sich schnell und ohne großen Aufwand von Anteilen zu trennen. (zum Artikel)+++

 +++ In den USA ist das Rüstungs- und Weltraum-Startup Voyager Space Holdings an die Börse gegangen. Die 2019 gegründete Firma, die unter anderem mit Airbus, Mitsubishi und MDA Space an einer kommerziellen Raumstation namens Starlab arbeitet, hat bei dem Schritt 383 Mill. Dollar eingesammelt. Der Ausgabepreis der Aktien lag bei 31 Dollar und damit oberhalb der zuvor angepeilten Spanne. +++

 +++ Der Vermögensverwalter Blackstone sucht verstärkt nach Anlagemöglichkeiten in Europa. Sein Unternehmen wolle in den kommenden zehn Jahren bis zu 500 Mrd. Dollar auf dem Kontinent investieren, sagte Konzernchef Steve Schwarzman am Dienstag in einem Interview des Senders Bloomberg TV. Europa biete "große Chancen". Blackstone verwaltet aktuell ein Vermögen im Volumen von etwa einer Billion Dollar. +++

 +++ Das Legal Tech Noxtua hat Ende April eine Finanzierungsrunde über 80,7 Mill. Euro abgeschlossen. CEO Leif-Nissen Lundbæk und Ralf Schneider, Allianz Senior Fellow für Cyber Security und Next Generation IT, sprechen im Interview mit der Börsen-Zeitung über besondere Anforderungen und Pläne für das juristische KI-Sprachmodell. (zum Interview)+++

 

Podcast BETTING BILLIONS

BZ-PM_Podcast_M-Hagen

Podcast-Folge mit Martin vom Hagen von  Adams Street 

Die vergangenen beiden Jahre waren schon ziemlich heftig für die Venture-Capital-Branche. Auf die Rekordjahre 2021 und 22 folgte ein tiefer Fall. Laut Pitchbook sammelten in den beiden Jahren noch 447 bzw. 483 VC-Fondsmanager jeweils rund 34 Mrd. Euro im Fundraising ein. In den letzten beiden Jahren aber waren nur noch 219, respektive 173 Manager erfolgreich und sicherten sich pro Jahr nur noch rund 20,5 Mrd. Euro.

Das sind fast 2/3 weniger erfolgreiche Manager und rund 40% weniger Fondsvolumen. Das lässt schon vermuten, wie groß der Druck im Markt war. Noch deutlicher sieht man das am Sekundärmarkt, wo die Investoren von VC-Fonds ihre Fondsanteile handeln können. Gegen einen Abschlag versteht sich. Je höher der Druck im Markt ist, desto höher sind die Abschläge, zu denen ein anderer Investor bereit ist, die Fondsanteile zu übernehmen. Bei keiner anderen Private-Markets-Anlageklasse (abgesehen von Immobilien) waren die Abschläge so hoch wie bei Venture Capital. Investoren forderten in der Spitze um die 40% Discount.

 

Mitten in dieser Stressphase hat der US-Vermögensverwalter Adams Street seinen ersten dezidierten europäischen Venture Capital Fonds aufgelegt – und dieses Jahr Anfang Mai bei 270 Mill. Euro geschlossen. Den amerikanischen Flaggschifffonds machten sie zuvor bei 1,2 Mrd. Dollar zu. Was sieht Adams Street im europäischen und insbesondere im deutschen VC-Markt?

 

All das und noch mehr am Montag bei Betting Billions – überall dort verfügbar, wo es Podcasts gibt. Jetzt den Podcast bei Spotify abonnieren und die “Glocke” aktivieren, um die Folge nicht zu verpassen!

 

Zum Podcast >>

termine

Der Bundesverband Beteiligungskapital – die Interessenvertretung der deutschen Private Equity-Branche – lädt am 24. Juni 2025 zum 26. Deutschen Eigenkapitaltag. Im Berliner Zukunfts-Museum “Futurium” treffen Finanzinvestoren auf Politiker wie Franziska Brantner, Bundesvorsitzende der Grünen, Jörk Kukies, ehemaliger Übergangs-Bundesfinanzminister und Christian Dürr, Ex-FDP-Fraktionsvorsitzender.

social network

LinkedIn
X

Börsen-Zeitung

 

Börsen-Zeitung – eine Marke der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIER-MITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG
 
Kontakt
Leserservice der Börsen-Zeitung | Sandweg 94 | 60316 Frankfurt am Main | Hessen
Tel.: +49/(0) 69 2732-191 | Fax: +49/(0) 69 2732-500
E-Mail: leserservice@boersen-zeitung.de | Internet: www.boersen-zeitung.de

 

Ihre E-Mail Einstellungen können Sie hier jederzeit ändern.

 

Impressum | Datenschutz | Nutzungsbedingungen | AGB