bestimmt haben Sie sich gerade schon gewundert: Der Newsletter heißt heute ja gar nicht „Betting Billions“, sondern „Beyond Billions“. Stimmt – und das ist auch Absicht: Wir entwickeln unser redaktionelles Private-Markets-Angebot für Sie weiter. Und das bedeutet: Neuer Name, neue Podcast-Stimme, neue Formate.
Warum? Die lustige Antwort wäre natürlich, dass wir „unsere“ Milliarden bei 37 Podcast- Gästen in Rekordzeit deployed haben und nun wieder ins Fundraising müssen – was im aktuellen Umfeld (wem sagen wir das?) nicht ganz ohne ist. Aber Spaß beiseite: die Private Markets sind einfach mehr als milliardenschwere Investmentwetten großer Assetmanager und die bloße Frage, wie die Milliarden an Dry Powder investiert werden können.
In Beyond Billions blicken wir hinter das blanke Zahlenwerk. Wir besprechen mit Menschen aus der Szene spannende, skurrile und bewegende Geschichten rund um die Milliarden-Deals. Und wir blicken über den Tellerrand und das Offensichtliche: täglich in der Zeitung, wöchentlich in Newsletter und Podcast und im Oktober erstmals auch live mit der Community auf unserer ersten Private Markets Week.
Außerdem wächst unser Podcast-Team. Unsere neue Börsen-Zeitungs-Redakteurin Nadine Klees ist ab sofort an Bord und wird gemeinsam mit mir den Podcast hosten. Wir haben bereits fleißig an einem neuen Format gebastelt. Was Sie da künftig erwartet, erfahren Sie hier.
Was sonst noch in den Private Marktes geschah, lesen Sie in den News der Woche.
Wir wünschen viel Gewinn beim Lesen!
Ihr Philipp Habdank
DIE STORY DER WOCHE
Leveraged Finance bricht in Europa alle Rekorde
Die europäischen Leveraged-Finance-Märkte für Finanzierungen von Unternehmen mit einer Bonität unterhalb des Investment Grade sind so aktiv wie niemals zuvor. Das Emissionsvolumen von Hochzinsanleihen und Term Loans B – das sind direkte Darlehen institutioneller Investoren an Unternehmen – ist in der ersten Hälfte dieses Jahres um 19% auf den Rekordwert von 206 Mrd. Euro geklettert. Schon jetzt sind rund zwei Drittel des gesamten Vorjahresvolumens erreicht. Das geht aus Daten hervor, die die Investmentbank J.P. Morgan für die Börsen-Zeitung zusammengestellt hat.
„Der Markt ist sehr aktiv, weil die Konditionen gut sind und es große Zuflüsse für europäische CLO- (Collateral Loan Obligations) und Highyield-Fonds gibt“, sagte Ales Mydlar, Managing Director für Leveraged Finance bei J.P. Morgan, der Börsen-Zeitung. Offenbar wenden sich manche Investoren graduell vom Dollar-Raum ab und Europa zu. Und: „Viele Unternehmen nutzen jetzt die gute Gelegenheit, nachdem der Markt nach dem 2. April für zwei oder drei Wochen eingefroren war. Die Märkte sind jetzt auf dem besten Weg, den historischen Rekord von 2024 zu übertreffen.“
Meist handelt es sich bei den Neuemissionen um Refinanzierungen hoch verschuldeter Unternehmen in Private-Equity-Hand vor Eintritt der Fälligkeit und oft zu günstigeren Konditionen, oder es geht um Akquisitionsfinanzierungen sowie schuldenfinanzierte Ausschüttungen der Firmen an die Finanzinvestoren – im Fachjargon „Dividend Recaps“.
Den weltweit größten Term Loan B in der ersten Jahreshälfte erhielt der Aufzugshersteller TK Elevator, der Advent und Cinven gehört, mit 6,3 Mrd. Euro. Der größte Highyield-Bond kam mit 2,9 Mrd. Dollar von der US-Schuhmarke Skechers, die von der Private-Equity-Firma 3G Capital übernommen wird. Und der US-Batteriehersteller Clarios Global besorgte sich 4,2 Mrd. Dollar für eine Dividende an den Eigentümer Brookfield Business Partners.
+++Die Investmentbank-Boutique Lazard ist im Hiring-Modus und hat ein Debt-Advisory-Team von Rothschild um Ekaterina (Katja) Ksoll abgeworben. Kurz zuvor hatte Lazard zudem offiziell gemacht, dass der Private-Equity-Investmentbanker Klaus Hessberger von J.P. Morgan kommt. (zum Artikel) +++
+++BNP Paribas Asset Management hat die 5,1 Mrd. Euro schwere Übernahme von Axa Investment Managers abgeschlossen und die neue Führungsstruktur geregelt. Chef des kombinierten Vermögensverwalters wird BNP-Mann Sandro Pierri. Sein Pendant bei Axa, Marco Morelli, übernimmt die Führung der beiden Aufsichtsräte. (zum Artikel) +++
+++Der niederländische Finanzinvestor NPM Capital übernimmt die Mehrheit am Tiefkühl-Spezialisten Elbfrost aus Marl (Nordrhein-Westfalen). Das 1990 gegründete Unternehmen beliefert hauptsächlich Großküchen etwa in Universitäten, Schulen oder Betriebskantinen sowie Catering-Unternehmen, Behörden und Krankenhäuser. Der Markt wachse in Deutschland kontinuierlich und profitiere von Trends wie dem demografischen Wandel oder der zunehmenden Kinder-Ganztagsbetreuung, heißt es bei NPM. Verkäufer ist der Finanzinvestor Bencis mit Sitz in Amsterdam.+++
+++ Der fränkische Sport- und Schutzbrillen-Hersteller Uvex wird mehrheitlich an den US-Finanzinvestor Warburg Pincus verkauft. Die bisherigen Familieneigentümer Winter und Grau behalten eine "signifikante" Minderheitsbeteiligung, wie das Unternehmen mitteilte. Uvex werde bei dem Verkauf mit rund 800 Mill. Euro bewertet, sagte eine mit der Transaktion vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. +++
+++Von den am stärksten ausfallgefährdeten deutschen Unternehmensschuldnern befinden sich die meisten im Besitz von Private-Equity-Firmen. Wenn der Zollstreit eskaliert, wird es mehr Defaults in dieser Gruppe geben, warnt Tobias Mock, S&P-Chefanalyst in Deutschland. (zum Artikel)+++
+++Europäische Startups sehen eine internationale Expansion oft als integralen Bestandteil des Geschäftsmodells. Vor allem die USA werden von vielen immer noch als attraktiver Markt ausgemacht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Index Ventures. (zum Artikel) +++
DER KOPF DER WOCHE
Saskia Bruysten
Die wenigsten Menschen können wohl sagen, mit einem Friedensnobelpreisträger zusammengearbeitet zu haben. Saskia Bruysten gehört zu diesen wenigen Menschen. Die frühere BCG-Beraterin hatte in der Finanzkrise die Glastürme der Konzernwelt verlassen und war in die Armenviertel der Welt gegangen.
Zusammen mit Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, einem der Vordenker der Mikrokredite, gründete sie Yunus Social Business. Das Ziel: beim Aufbau und der Finanzierung sozialer Geschäftsideen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu unterstützen. In dieser Woche stand Bruysten nun auf dem Parkett der Frankfurter Börse – und hat ihr aktuelles Projekt vorgestellt. Das dreht sich um sogenanntes Impact Investing: mit Investments die Welt zu einem besseren Ort machen.
„Kapital ist der Schlüssel für Veränderung“, sagte Bruysten vor 140 Gästen aus der Frankfurter Finanzszene: Banker, Asset Manager, Verbandsvertreter, Anwälte, Berater oder auch Politiker. Ihre Kernbotschaft: Unternehmen, Investoren, aber auch Privatanleger haben eine Verantwortung für die Gesellschaft – und sie haben einen großen Hebel. 80% des CO₂-Fußabdrucks eines jeden einzelnen komme nicht durch Flüge und ähnliches zustande, „sondern durch unser Kapital“. Sprich: in was man investiert.
Um das Geld zielgerichtet zu lenken, hat sie zusammen mit Gleichgesinnten in den Niederlanden das Unternehmen Carbon Equity aufgezogen. Das Team legt Fonds auf Unternehmen, die in den Umbau hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft investieren. Natürlich immer mit dem Gedanken, dass sich das für die Anleger auch finanziell lohnt. „Dekarbonisierung hat nichts mit Ideologie zu tun“, sagt Bruysten. „Es ist eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit, der Innovationskraft und auch der Sicherheit.“
Laut Firmen-Website stecken in neun Fonds mittlerweile rund 300 Mill. Euro, investiert in mehr als 200 Unternehmen. „Das ist keine Nische mehr“, betont Bruysten. „Wir müssen die komplette Wirtschaft umbauen.“ Sie sieht die Zeit reif dafür – vor allem, weil jetzt und in der nahen Zukunft große Vermögen vererbt werden. „Das heißt, die Besitzer des Kapitals werden jünger und weiblicher.“ Diese Zielgruppe würde Sinn in ihren Investments suchen. „Das ist ein echter Umbruch. Auch an der Börse.“
Bruysten verweist zudem auf eine „Demokratisierung des Zugangs zu Private Markets“ als Ventil für ein verändertes Anlageverhalten. Konkret: die Möglichkeit für Privatleute, mit kleineren Beträgen in derartige Fonds zu investieren. Bruysten verriet, dass sie gerade auf die Genehmigung der Bafin wartet, Fondsanteile ab 20.000 Euro anbieten zu können. Früher lag die Einstiegsgrenze bei Private-Markets-Fonds deutlich höher. „Wir dürfen uns nicht von der Politik abhängig machen“, sagt Bruysten über den klimaneutralen Umbau der europäischen Wirtschaft. „Wir haben es selbst in der Hand.“
Im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung erzählt Saskia Bruysten, wie sie mit Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus zusammengekommen ist und welchen Hebel sie in privatem Kapital sieht. (zum Podcast)
DER BEYOND BILLIONS PODCAST
In eigener Sache
Neben einem neuen Namen bekommt unser Podcast auch eine zweite Stimme. Nadine Klees wird neuer Co-Host von Beyond Billions. Nadine schreibt für die Börsen–Zeitung über Unternehmens- und Immobilienthemen und wird künftig im Podcast die Real-Estate-Themen pushen. Denn, wenn wir ehrlich sind, haben Private Equity & Credit den Podcast bislang schon dominiert.
Außerdem haben wir das Format weiterentwickelt. Der Podcast wird künftig nicht mehr montags, sondern parallel zum Newsletter am Freitag erscheinen. Das gibt uns die Möglichkeit, den Podcast enger mit dem Newsletter zu verzahnen. Was natürlich bleibt, ist das bewährte Experten-Interview. Zusätzlich werden die beiden Podcast-Hosts aber auch noch ein Thema der Woche besprechen und über das geführte Experten-Interview diskutieren.
Beyond Billions gibt uns außerdem inhaltlich noch mehr Freiheiten. Freuen Sie sich neben den bisherigen Betting-Geschichten künftig auch über etwas persönlichere und buntere Private-Markets-Geschichten. Was sich genau ändert, erklären wir Ihnen hier.
Vom 20. bis 23. Oktober trifft sich die deutschsprachige Private Markets Community in Kronberg vor den Toren Frankfurts zur ersten Private Markets Week der Börsen-Zeitung. Im Fokus stehen die Themen Private Equity, Private Credit, Venture Capital, Real Estate und Infrastruktur. Mehr dazu erfahren Sie hier.
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