wo Speck liegt, finden sich auch Mäuse. Und reichlich "Speck" in Form milliardenschwerer Investmentgelder gab es in den vergangenen Jahren im Private-Equity-Geschäft. Der ein oder andere Fondsgründer ist dabei selbst zum Milliardär geworden. Aber auch weniger erfolgreichen Managern reichten oft zwei, drei erfolgreiche Deals für ein mehr als gutes Auskommen.
Die Anziehungskraft hat viele Banker und Berater in die Branche gelockt. Doch zuletzt ist die Euphorie etwas verflogen. Manche Fonds bekommen kein oder zumindest weniger Geld. Deal Maker sind in der aktuellen Deal-Flaute nicht mehr ganz so gefragt. Das hinterlässt Spuren am Arbeitsmarkt. Welche genau, hören Sie heute im Podcast.
Eine Möglichkeit für gestrandete Private-Equity-Manager ist es, sogenannte Search Funds aufzulegen. Ein Trend, den es schon länger in den USA gibt, der künftig aber auch nach Deutschland kommen könnte. Was genau hinter diesen Fonds steckt,lesen Sie in der Story der Woche.
Wir wünschen viel Gewinn beim Lesen!
Ihr Philipp Habdank
DIE STORY DER WOCHE
Private-Equity mal andersrum
Schenkt man den Experten Glauben, wird das Thema in den kommenden Jahren noch mal größer als es jetzt ist. Die Rede ist von sogenannten Search Funds – eine Form von Private Equity, die zwar in den USA bereits sehr verbreitet ist, in Deutschland allerdings noch eher in den Kinderschuhen steckt. Der Kreis der Investoren hierzulande ist auch noch überschaubar – daher stolpert man bei näherem Hinsehen der einzelnen Search Funds immer wieder über dieselben Namen.
Aber worum geht es eigentlich: In Zusammenhang mit dem Begriff fällt auch manchmal der Ausdruck „umgekehrtes Private Equity“. Denn normalerweise suchen sich die Kapitalgeber ein Unternehmen. Bei den Search Funds suchen die künftigen Geschäftsführer, die „Searcher“ – zuerst ihre Investoren und danach ein Unternehmen, das sie führen wollen. In der Regel geht es um kleine und mittlere Unternehmen, die durch strategische Ansätze weiteres Wachstumspotenzial entfalten können.
Norma Bühling und Pia Surhoff von Thallo Unternehmensnachfolge haben einen solchen Seach Fund ins Leben gerufen. Investoren haben sie bereits an ihrer Seite, mittlerweile sind sie auch bereits in engeren Gesprächen mit Unternehmen. „Wir suchen ein Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 5 und 30 Millionen“, erzählt Pia Surhoff im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die zwei Frauen Mitte 30, ehemalige Zalando-Managerinnen, wollten gerne unternehmerischer arbeiten. Das Modell Search Fund hatte für sie mehrere Vorteile. Zum einen natürlich, dass sie Geldgeber für ihre Unternehmung brauchen, zum anderen fungieren die Investoren aber auch wie Mentoren. Dazu bekommen die beiden signifikante Anteile am Unternehmen, was ihnen sehr viele Freiheiten gebe. Das Modell sei ziemlich standardisiert.
Die Vorteile für die Searcher sind klar, auch die Unternehmen profitieren – gerade in Zeiten, in denen das Thema Unternehmensnachfolge oft zum Problem wird. Aber wie interessant ist das Modell für Investoren? Experten sehen hier Chancen, in profitable KMU’s zu investieren, die sonst oft nicht im Fokus traditioneller Private-Equity-Firmen stehen, für diese sind sie nämlich oft zu klein. Laut Expertenmeinung zeichnet sich das Modell durch hohe Renditen bei vergleichsweise moderatem Risiko aus.
+++ iCapital steigert mit einer 820 Mill. Dollar Kapitalerhöhung seine Bewertung auf über 7,5 Mrd. Dollar. Das Fintech plant die globale Expansion und technologische Innovationen. (zum Artikel) +++
+++ Finanzinvestor CVC investiert in eSIM-Einhorn Airalo. Die Firma wird mit einer Investition von 220 Mill. Dollar das erste eSIM-Einhorn. Die App bietet günstige Roaming-Optionen für mehr als 20 Millionen Reisende weltweit. (zum Artikel) +++
+++ Beim deutschen Klappkistenhersteller Ifco steigt der US-Infrastrukturinvestor Stonepeak ein. Das Unternehmen wird dabei mir 5,5 Mrd. Euro bewertet. (zum Artikel) +++
+++ Die Bundesregierung legt einen neuen Gesetzentwurf zur CSRD-Umsetzung vor. Sie nimmt damit einen neuen Anlauf zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsrichtlinie. Die jüngsten Brüsseler Vorschläge für weniger Bürokratie wurden schon eingearbeitet. (zum Artikel) +++
+++ L&G macht Blackstone zum Partner für Private Credit. Kooperationen dieser Art sind im Assetmanagement keine Seltenheit mehr. Bereits im vergangenen Jahr tat sich die Capital Group mit dem Blackstone-Rivalen KKR zusammen, um ihren Kunden Private Markets zu erschließen. Die Partners Group setzt auf Blackrock, State Street auf Apollo Global Management. (zum Artikel) +++
+++ Das FSB geht Leverage im Finanzsystem an. Fünf Jahre nach dem „Dash for Cash“ legt das Financial Stability Board einen Aktionsplan zur Eindämmung von Leverage-Risiken im Schattenbankensystem vor. Ziel ist ein global abgestimmter Rahmen, der Risiken früh erkennt, Regulierungslücken schließt und Marktstabilität stärkt. (zum Artikel) +++
+++ Mit einer Portfoliorendite von 9,4% hat der Staatsfonds Kenfo 2024 seine Zielrendite von 4,1% deutlich übertroffen. An die Bundesregierung wurden wie geplant 805 Mill. Euro für die kerntechnische Entsorgung in Deutschland ausgezahlt. Nicht-börsennotierte Anlagen sollen weiter ausgebaut werden. (zum Artikel) +++
DER KOPF DER WOCHE
Mike Tiedemann
CEO Michael „Mike“ Tiedemann formt den Wealth Manager AlTi Tiedemann Global zu einem einflussreichen Mitspieler an den Private Markets. Das New Yorker Haus, dessen Assets under Management and Advisement sich auf über 77 Mrd. Dollar summieren, profitiert von einem gewaltigen generationenübergreifenden Vermögenstransfer – und will die Nachfrage jüngerer Generationen nach alternativen Anlagen stillen.
So bietet AlTi in Kooperation mit ihrem strategischen Investor Allianz ein Private-Debt-Programm an. „Über dieses können unsere Kunden in Secondary-Fonds investieren und haben dabei den weltgrößten Versicherer und eine der führenden Käuferadressen bei Sekundärmarkttransaktionen als Co-Investor an ihrer Seite“, betonte Tiedemann, der das ursprünglich als Hedgefonds gegründete Haus durch einen Merger mit dem einstigen Immobilieninvestor Alvarium steuerte und 2023 per Rückwärtsfusion mit einer Special Purpose Acquisition Company (Spac) an die Börse brachte, zuletzt im Interview der Börsen-Zeitung. Durch die Co-Investments ließen sich die Gebühren für die Strategie im Marktvergleich niedrig halten. AlTi bewirbt das Private-Debt-Programm mit der Akquisition des Hamburger Multi-Family-Office Kontora auch in Deutschland und Österreich.
Tiedemann räumt dabei ein, dass Private Credit noch keinen scharfen Abschwung durchgemacht habe und Sorgen um die Stabilität des Marktsegments im Härtefall kreisten. Doch wenn ein negativer Zyklus eintrete, dann würden sich auf den Secondary-Markt und Co-Investments fokussierte Strategien auszahlen. Denn der marktweite Druck durch Investoren, die dann Fondsanteile einlösen wollten, werde in einem solchen Fall zu hohen Discounts und Kaufgelegenheiten führen.
Eine ähnliche Situation zeigt sich derzeit bei den Stiftungsfonds von US-Eliteuniversitäten, denen die Regierung in Washington im großen Stil Fördermittel und Steuererleichterungen streicht und die deshalb plötzlich hohen Liquiditätsbedarf anmelden. Einige Investoren berichten, über den Secondaries-Markt zuletzt Portfolios von Stiftungsfonds zu 80 Cent auf den Dollar angeboten bekommen zu haben. Bei der Veräußerung Venture-lastiger Positionen werden laut Insidern nun Abschläge von 40% und mehr fällig. „In einem Abschwung werden wir antizyklisch vorgehen und einer der größten Käufer im Markt werden“, betont Tiedemann.
Der 53-Jährige, der in den 1990er Jahren in der Aktienanalyse von Banco Garantia aktiv war und nach der Übernahme des brasilianischen Geldhauses durch Credit Suisse First Boston den Vertrieb und das Trading der amerikanisch-schweizerischen Investmentbank in Lateinamerika leitete, hat schon zahlreiche Trends an den Märkten kommen und gehen sehen. Langlebig ist dagegen das Geschäft seiner eigenen Familie: Sein Vater Carl Hans Tiedemann – der im Zweiten Weltkrieg in der US-Marine diente, als Investmentbanker bei der später von der Credit Suisse übernommenen Donaldson, Lufkin & Jenrette Karriere machte und 2016 im Alter von 89 Jahren verstarb – gründete 1980 den Hedgefonds Tiedemann Investment Group. Im Jahr 1999 ging dann der Wealth Manager Tiedemann Advisors an den Start. Heute beschäftigt Tiedemann an 19 Standorten rund um den Globus, darunter neben New York und London auch Hamburg und Zürich, nahezu 500 Mitarbeiter.
DER BEYOND BILLIONS PODCAST
Britta Bene, Mainstay Human Capital Advosors
Milliardäre sind unter Private-Equity-Managern zwar die Ausnahme, doch es gibt sie. Dafür muss man allerdings schon Henry Kravis heißen und den Branchenprimus KKR gegründet haben. Die erste Million könne man in diesem Geschäft jedoch überraschend schnell verdienen, sagt Private-Markets-Headhunterin Britta Bene im Podcast.
Doch die vielen Krisen der letzten Jahre haben auch Private Equity zugesetzt. Mehr Portfoliounternehmen geraten unter Druck und gefährden den "Carry", wie die Branche ihre Gewinnbeteiligungen bezeichnet. Den erfolgsverwöhnten Managern fällt es außerdem schwerer, neue Mittel für ihre Fonds zu beschaffen, was Druck auf die Fixgehälter ausübt.
Diese Entwicklung geht auch am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorbei. Der Markt ist zuletzt abgekühlt, wie Bene berichtet. In einem Marktumfeld mit weniger Deals werden Deal Maker weniger gesucht. Sehr gefragt sind dafür Fundraising-Spezialisten. Schwierig wird es vor allem für erfahrene Manager auf der Suche, die schon lange im Job sind, viel verdienen, damit nicht für Junior-Positionen infrage kommen, für die der Ruhestand aber noch ein paar Jährchen zu früh kommt.
Mehr dazu in der aktuellen Episode von Beyond Billions – überall dort verfügbar, wo es Podcasts gibt.