KKR, CVC & Co. sind zweifelsohne nicht grundlos so groß geworden, dass einzelne Private-Equity-Fonds dieser Finanzriesen heute über 20 Mrd. Euro oder Dollar fassen. Die Megafonds sind eine Folge davon, dass diese Manager früh im Geschäft waren und hohe Renditen erzielt haben. Aber sind legendäre Private-Equity-Returns von 25% aufwärts und Money Multiples von 3 oder 4x Geld heute noch möglich – oder eher ins Reich der Sagen und Legenden zu verschieben?
Unsere Themen heute:
Private Equity muss kreativer werden (Story der Woche)
Interview mit Goldman-M&Aler Christopher Droege (Podcast)
Ein Mathematiker auf Abwegen (Kopf der Woche)
Neues von Tikehau, Cognigy und Triton
Wir wünschen viel Gewinn beim Lesen!
Ihr Philipp Habdank
DIE STORY DER WOCHE
Private Equity muss kreativer werden
Advent, Apollo, Blackrock, Blackstone, CVC, EQT, KKR: Im Rahmen der “Made for Germany”-Initiative hat die globale Private-Equity-Elite unlängst ihre Liebe für Deutschland beteuert. Die Absichtserklärung, hierzulande mehr investieren zu wollen, ist auch bitter nötig – schließlich waren große Private-Equity-Deals in der Bundesrepublik zuletzt ziemlich rar gesät.
Cinven hat dieses Jahr für 3,5 Mrd. Euro seine Anteile am Lebensversicherer Viridium an ein Konsortium um Allianz, Blackrock und T&D Holdings verkauft. PAI Partners reichte für kolportierte 4 Mrd. Euro den Facility-Management-Dienstleister Apleona an Bain weiter. Dann wird die Liste der Milliarden-Deals aber auch schon dünn, wenn wir den 6,7 Mrd. Euro schweren Techem-Verkauf von Partners Group an sich selbst oder die zahlreichen Continuation-Fonds-Deals außen vor lassen, bei denen kein wirklicher Gesellschafterwechsel erfolgt.
Das Private-Equity-Geschäft am oberen Ende des Markts ist aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus und des volatilen Marktumfelds komplizierter geworden – auf der Buy- und auf der Sell-Side. Wer heute für 5 Mrd. Euro ein Unternehmen kauft, muss sich schon sehr intensiv damit auseinandersetzen, wie er in vier oder fünf Jahren eine Firma verkaufen will, die dann 8, 9 oder 10 Mrd. Euro wert ist, sagt Christopher Droege im Podcast. “Ein Asset dieser Größenordnung zu verkaufen, erfordert deutlich mehr Kreativität.”
Private Equity Fonds werden zwar immer größer. Es gibt inzwischen einzelne Fonds, wie beispielsweise von CVC, die über 25 Milliarden Euro eingesammelt haben. Das ist unfassbar viel Geld, aber reicht trotzdem nicht, um allein einen 10-Milliarden-Deal zu stemmen. Denn um eine ausreichende Diversifikation zu erreichen, sollte ein Private-Equity-Investor pro Fonds mindestens in acht bis zehn Firmen investieren. Für die größten unter den großen Fonds stellt also schon ein 5 Milliarden-Deal eine Herausforderung dar.
Um Käufern die Übernahme zu erleichtern, sind verkaufende Private-Equity-Investoren laut Droege inzwischen häufiger dazu bereit, einen Minderheitsanteil zu behalten – also nur einen Teilausstieg zu realisieren und das Unternehmen länger im Portfolio zu behalten. Private-Equity-Manager brauchen laut Droege aber auch mental mehr Flexibilität. Was zu Beginn des Prozesses als Mehrheitstransaktion angedacht war, könne auch in einer Minderheit enden – und umgekehrt. „Es sind oft verschlungenere Wege als noch vor ein paar Jahren“, sagt Droege.
Große Private-Equity-Firmen suchen außerdem häufiger den direkten Schulterschluss mit einzelnen Unternehmern. Bei zwei Transaktionsarten sieht Droege gerade besonders viel Aktivität. Das sind zum einen Minderheitsbeteiligungen, wenn beispielsweise eine Unternehmerfamilie für ein großes Projekt eine Finanzierung benötigt oder einen bestehenden Investor herauskaufen möchte. Als aktuelles Beispiel nennt er IFM – ein Unternehmen im Bereich der industriellen Automatisierung, an dem sich dieses Jahr KKR beteiligt hat. „Vor ein paar Jahren hätten sich Investoren wie KKR mit einer Minderheit noch schwerer getan“, sagt Droege.
Als Zweites nennt der Investmentbanker Beispiele, wo Private-Equity-Häuser nach börsennotierten Firmen suchen, wo der Hauptaktionär 40, 50 oder 55% der Anteile hält und der Aktienkurs nicht den wahren Firmenwert widerspiegelt. Das sei vor allem bei kleineren Small- oder Midcap-Werten der Fall, wo der Mehrheitsaktionär den Rückzug von der Börse plane und dafür nach einem Finanzierungspartner sucht. Als Beispiele nennt Droege die Bremer Raumfahrtfirma OHB oder die Krankenhaus-Software-Firma Compugroup, wo KKR beziehungsweise CVC Minderheitsanteile übernommen haben. “Das ist ein sehr spannendes Feld, mit dem wir uns sehr intensiv beschäftigen”, sagt Droege.
Mit Blick auf die Renditeerwartungen dämpft der Managing Director von Goldman Sachs ein wenig die Erwartungen. “Wenn es einem gelingt, aus einer Milliarde zwei Milliarden zu machen, dann ist das eine ganz gute Anlage”, sagt Droege. Große Private-Equity-Fonds, die in große Unternehmen investierten, müssten auch nicht so hohe Renditen liefern wie kleinere Fonds, die in kleinere Firmen investieren. Die Zielrendite sei immer auch eine Funktion des Risikos und das sei bei kleineren Firmen grundsätzlich größer. Für Largecap Private Equity sieht Droege noch immer eine sehr, sehr gute Existenzberechtigung.
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DIE NEWS DER WOCHE
+++Der Finanzinvestor Tikehau verzeichnet im ersten Halbjahr einen hausinternen Fundraising-Rekord. 4 Mrd. Euro sind den Franzosen netto zugeflossen. Auf der anderen Seite wurden 2,9 Mrd. investiert, insbesondere über Kredit- und Private-Equity-Strategien. In Deutschland gelangen dem Team von Dominik Felsmann im ersten Halbjahr mit dem Datenzentren-Designer TTSP HWP und dem Datentransferunternehmen FTAPI die ersten lokalen Deals. (zum Artikel) +++
+++Finanzinvestor KKR hat 5,6 Mrd. Dollar für einen Fonds eingeworben, der in mit Vermögenswerten besicherte Assets investieren soll. Asset based Finance ist ein breites Investmentfeld und reicht von der Finanzierung von Forderungen über Lager- und Inventarbeständen bis zu Schiffs- und Flugzeugfinanzierungen. Der Markt könnte bis 2029 KKR zufolge auf über 9 Bill. Dollar wachsen, schreibt Bloomberg. +++
+++ Das Düsseldorfer KI-Startup Cognigy wird für 955 Mill. Dollar an den börsennotierten US-Softwarekonzern Nice verkauft. Cognigy entwickelt KI-gesteuerte Chat- und Sprachbots, die im Kundenservice von Unternehmen zum Einsatz kommen. Zu den Kunden gehören unter anderem die Deutsche Lufthansa, Mercedes-Benz, Bosch und E.On. Bislang hat das 2016 gegründete Startup insgesamt rund 170 Mill. Dollar an Wagniskapital eingesammelt – unter anderem von DN Capital, Eurazeo, Insight Partners und DTCP. +++
+++Der deutsch-französische Panzerbauer KNDS und der Finanzinvestor Triton haben den Streit um ihre Beteiligung am Augsburger Getriebehersteller Renk beigelegt. KNDS erhält danach rund 9,17 Millionen Renk-Aktien und steigt mit 15,8% zum größten Aktionär eines seiner wichtigsten Zulieferer auf. Damit bekommt KNDS aber nur die Hälfte der Aktien, über die sich das Unternehmen eine Kaufoption gesichert hatte. Die restlichen Papiere behält Triton und bleibt damit mit 9,2% an Renk beteiligt. +++
+++ Ein Konsortium aus Finanzinvestoren will sich das für seinen Mpox-Impfstoff bekannte Biotech-Unternehmen Bavarian Nordic schnappen und von der Börse nehmen. Eine eigens für die Übernahme gegründete Gesellschaft namens Innosera, hinter der die Private-Equity-Firmen Nordic Capital aus Stockholm und Permira aus London stehen, bietet pro Bavarian-Nordic-Aktie 233 dänische Kronen in bar – insgesamt bewerten die Bieter Bavarian Nordic so umgerechnet mit knapp 2,6 Mrd. Euro. (zum Artikel) +++
+++Das Münchener Rüstungs-Start-up Arx Robotics, das autonome Mini-Panzer entwickelt, hat erneut frisches Geld eingesammelt. In einer erweiterten Series-A-Finanzierungsrunde kamen 11 Mill. Euro zusammen, die Runde wurde von Speedinvest angeführt, wobei sich HV Capital ebenfalls beteiligt hat. Im April hatte das 2021 gegründete Unternehmen in der Series-A bereits 31 Mill. Euro erhalten – hauptsächlich von HV Capital, aber auch vom französischen Finanzinvestor Omnes.+++
+++Das Berliner Startup n8n, das ein Tool zur automatischen Synchronisation von Internetanwendungen entwickelt hat, befindet sich laut einem Bericht der “Financial Times” gerade in Gesprächen über eine Finanzierungsrunde, bei der eine Unternehmensbewertung von 1,5 Mrd. Dollar im Raum steht. Bei der letzten Finanzierungsrunde im März soll N8n noch mit etwa 300 Mill. Euro bewertet worden sein.+++
DER KOPF DER WOCHE
Thomas Bayerl – Ein Mathematiker auf Abwegen
Wer es in den Private Markets an die Spitze geschafft hat, den sollten große Zahlen nicht aus der Ruhe bringen. Aber ob sie jeden Manager so gänzlich kalt lassen wie Thomas Bayerl? Der Leiter für illiquide Anlagen der Meag ist kein typischer Investmentbanker, der an einer teuren Business School in London oder St. Gallen BWL studiert hat. Seine Studienorte heißen Regensburg und Stuttgart. Und sein Fach: Mathematik.
Als studierter Mathematiker denkt Bayerl gern abstrakt und baut für sein Leben gern komplizierte Rechenmodelle. Er simuliert für mögliche Investments am liebsten alle möglichen Szenarien, mischt sich dabei aber oft in echte Transaktionen ein, um den Bezug zur Realität nicht zu verlieren. Die Finanzbranche hat es ihm schon immer angetan.
Sein Weg in die Private Markets war aber alles andere als vorgezeichnet. Bayerl setzte seine abstrakten Denkfähigkeiten zunächst für die LBBW ein, wo er komplexe Finanzinstrumente wie synthetische Collateralized Debt Obligations zusammen bastelte. Ähnliches tat er später für die HSH Nordbank (heute Hamburg Commercial Bank). Mitten in der Finanzkrise – bei der CDOs eine nicht unwesentliche Rolle spielten – wechselte er dann Ende 2008 zur Meag.
Beim Assetmanager der Versicherungsunternehmen Munich Re und Ergo war er zunächst für weitere fünf Jahre wieder für strukturierte Produkte zuständig. Erst im April 2014 zog es Bayerl in die Private Markets: Er baute für die Meag den Bereich Infrastructure Debt auf. Heute verantwortet er nach über 16 Jahren Betriebszugehörigkeit die gesamten illiquiden Anlagestrategien der Meag. Dazu zählen neben Strategien für Private Equity & Debt auch Investitionen in Forst- und Agrarflächen. Investments, die deutlich weniger abstrakt sind als seinerzeit CDOs.
DER BEYOND BILLIONS PODCAST
Podcast-Folge mit Christopher Droege von Goldman Sachs
Christopher Droege hat seine gesamte bisherige Karriere bei Goldman Sachs verbracht. Aktuell leitet er das M&A-Geschäft der US-Investmentbank in Deutschland und Österreich und ist außerdem Co-Leiter für Sponsoren in Europa. Dreoge kennt sich also aus mit großen Private-Equity-Deals.
Im Podcast spricht der Investmentbanker über das überraschende Rekordjahr 2021 im Anschluss an den Corona-Crash und die anschließend schwierigen Jahre für das M&A-Geschäft. Droege berichtet, wie große Private-Equity-Manager mental und bei ihren Dealstrukturen flexibler werden müssen, wann sie sich mit Strategen verbünden und welche Chancen sie gegen selbige haben, wenn sie am Markt gegeneinander antreten.
Außerdem liefert Droege tiefe Einblicke, wie eine Partnerschaft in der Praxis zwischen Finanzinvestoren und Strategen abläuft und warum diese Partnerschaften öfter gut gehen als man vielleicht denkt. All das und noch mehr in der aktuellen Episode von Beyond Billions – jetzt überall verfügbar, wo es Podcasts gibt.
Folgen Sie dem Podcast jetzt bei Spotify und abonnieren Sie die „Glocke“, um die Folge nicht zu verpassen.
Vom 20. bis 23. Oktober trifft sich die deutschsprachige Private Markets Community in Kronberg vor den Toren Frankfurts zur ersten Private Markets Week der Börsen-Zeitung. Im Fokus stehen die Themen Private Equity, Private Credit, Venture Capital, Real Estate und Infrastruktur. Mehr dazu erfahren Sie hier.
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