in den USA eröffnet Private Equity die nächste gigantische Wette auf künstliche Intelligenz. Für 40 Mrd. Dollar übernimmt der Vermögensverwalter Blackrock zusammen mit Microsoft, Nvidia und dem arabisch-asiatischen Staatsfonds den Rechenzentrenbetreiber Aligned Data Centers. Es ist der drittgrößte Buyout aller Zeiten.
Nur wenige Wochen zuvor hatte Silver Lake zusammen mit dem saudi-arabischen Public Investment Fund für 55 Mrd. Euro die Übernahme des Videospieleherstellers Electronic Arts angekündigt. Der größte Buyout aller Zeiten. Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen – aber das letzte Mal, als Private Equity die Bewertungsblase derart aufgepumpt hat, war in den Jahren 2006 und 2007.
Unsere Themen heute
Blackrocks KI-Wette (Story der Woche)
Martin Suter (Kopf der Woche)
Restructuring as a Service (Podcast)
Neues von Ardian, Uwe Horstmann und Oaktree (Weitere News)
Wir wünschen viel Gewinn beim Lesen!
Ihr Philipp Habdank
DIE STORY DER WOCHE
Blackrock fädelt Rechenzentren-Megadeal ein
Es ist der drittgrößte Private-Equity-Deal aller Zeiten: Vermögensverwalter Blackrock übernimmt zusammen mit Silicon-Valley-Größen wie Microsoft und Nvidia sowie arabisch-asiatischen Staatsfonds den texanischen Rechenzentrenbetreiber Aligned Data Centers. Das Volumen des Geschäfts liegt bei 40 Mrd. Dollar. Verkäufer ist Macquarie Asset Management.
Der Megadeal zeigt einmal mehr, wie locker das Geld bei künstlicher Intelligenz sitzt. Größer im Private-Equity-Bereich waren nur die Übernahme des ebenfalls texanischen Energiekonzerns TXU für 45 Mrd. Dollar kurz vor Ausbruch der Finanzkrise sowie die 55 Mrd. Dollar schwere Übernahme des US-Spielekonzerns Electronic Arts, die eine Gruppe von Investoren rund um den saudischen Staatsfonds PIF erst vor gut zwei Wochen angekündigt hatte.
Software-Konzern Microsoft und Chiphersteller Nvidia hatten sich schon vor mehr als einem Jahr mit Blackrock und dessen Tochtergesellschaft Global Infrastructure Partners zusammengetan, um in die nötige Infrastruktur für ihre ambitionierten KI-Pläne zu investieren. Weitere Mitglieder dieser sogenannten Artificial Intelligence Infrastructure Partnership (AIP) sind die staatlich gestützten Fonds MGX aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Temasek aus Singapur sowie die Kuwait Investment Authority. Auch Elon Musks xAI, bekannt durch den Chatbot Grok, ist an Bord.
Aligned Data Centers mit Sitz im Großraum Dallas ist nach eigenen Angaben einer der größten Rechenzentrenbetreiber weltweit. Das Unternehmen besitzt 50 Standorte in den USA und Südamerika. Einige Rechenzentren befinden sich noch im Bau. Erst im Januar hatten die Texaner Finanzierungszusagen über mehr als 12 Mrd. Dollar an Eigen- und Fremdkapital erhalten, unter anderem von Macquarie-Fonds. Die Investmentgesellschaft war 2018 eingestiegen und hatte ihren Anteil später ausgebaut. „Mit dieser Investition nähern wir uns unserem Ziel, die notwendige Infrastruktur für die Zukunft der künstlichen Intelligenz bereitzustellen“, erklärte Blackrock-Chef Larry Fink. Die Beteiligten erwarten den Abschluss des Deals in der ersten Jahreshälfte 2026.
Es ist die erste Übernahme durch die Artificial Intelligence Infrastructure Partnership. Bei der Gründung im September 2024 hatten die Partner 30 Mrd. Dollar an Kapital in Aussicht gestellt – inklusive Kreditfinanzierungen könnte das Volumen auf 100 Mrd. Dollar anwachsen. Das Geld soll vor allem in US-Investments fließen.
Die jetzige Transaktion reiht sich in eine Serie großer Deals seit dem Durchbruch von ChatGPT und anderer KI-Tools ein. Neben den Produkten selbst fließt auch viel Geld in die zugrundeliegende Infrastruktur – sprich Rechenzentren, Datenleitungen und Stromversorgung. Denn künstliche Intelligenz benötigt sehr viel Rechenleistung und Energie. Gerade digitale Infrastruktur ist deshalb in den vergangenen Jahren zu einem bevorzugten Ziel institutioneller Investoren geworden, die auf stabile Renditen und langfristiges Wachstum setzen. Trotz Bedenken, dass neue Kapazitäten mittelfristig das Angebot übersteigen könnten, bleibt der Sektor einer der aktivsten im Bereich Fusionen und Übernahmen.
Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock hatte Global Infrastructure Partners (GIP) im vergangenen Jahr für rund 12,5 Mrd. Dollar übernommen. GIP hält gemeinsam mit KKR bereits den Rechenzentrumsbetreiber CyrusOne, der 2022 im Rahmen eines rund 15 Mrd. Dollar schweren Deals von der Börse genommen wurde. Auch der jetzige Verkäufer Macquarie investiert seit Jahren in digitale Infrastruktur wie Rechenzentren, Funktürme und Glasfasernetze. Die Investmentgesellschaft verkaufte 2023 den Rechenzentrumsanbieter AirTrunk für 24 Mrd. Australische Dollar (15,6 Mrd. US-Dollar) an Blackstone.
Auch die Silicon-Valley-Größen selbst selbst investieren kräftig: So hat sich Facebook-Mutter Meta 29 Mrd. Dollar für den Bau eines Rechenzentrums in Louisiana am Kapitalmarkt besorgt; Oracle sicherte sich über Anleihen 18 Mrd. Dollar zur Finanzierung seiner Cloud-Infrastruktur. Das Problem dabei: Zwar wächst die Nachfrage nach Rechenzentren rapide, doch viele KI-Dienste erzielen bislang noch nicht die Umsätze, die den Bewertungsboom rechtfertigen würden.
Der Großteil der Investitionen fließt in die USA. Kleinere Deals passieren allerdings auch in Deutschland. So hatte der Frankfurter Energiekonzern Mainova im vergangenen Jahr die Mehrheit an seiner Rechenzentren-Tochter Mainova Webhouse GmbH an den US-Assetmanager Blackrock verkauft. In Frankfurt befindet sich auch der nach Datendurchsatz größte Internet-Knoten der Welt.
PRIVATE MARKETS WEEK
Final Call! Nächste Woche ist es so weit. Dann startet am 20. Oktober die erste Private Markets Week der Börsen-Zeitung. Drei Tage, vollgepackt mit hochkarätigen Gästen und vielen spannenden Diskussionen rund um die Themen Real Assets, Private Credit, Private Equity und Venture Capital.
Mit dabei in Kronberg sind unter anderem Thyssenkrupp-CEO Miguel Ángel López Borrego, der ehemalige CFO der Deutschen Bahn, Alexander Doll, Matthias Fackler von EQT, Verena Kempe und Anja Mikus vom KENFO, Ironman-Weltmeister Sebastian Kienle, Helaba-Vorstand Christian Schmid, Timo Tauber von Viessmann, Michael Theurer von der Bundesbank, und viele mehr. (zum Programm)
+++ Das erst im vergangenen Jahr in Berlin gegründete Kamikazedrohnen-Startup Stark Defence hat einen Chef gefunden. Der Investor Uwe Horstmann, der über seine Wagniskapitalgesellschaft Project A unter anderem Geld in die Berliner Firma gesteckt hat, übernimmt dort künftig das Ruder. (zum Artikel)+++
+++ Der französische Finanzinvestor Ardian hat 20 Mrd. Euro für für einen europäischen Infrastrukturfonds eingesammelt. Das sind 90% mehr Volumen als im Vorgängerfonds und verdeutlicht das wachsende Interesse von Investoren an der Anlageklasse. (zum Artikel) +++
+++ Mit seinen neuartigen Wirkstoffen zur Krebsbekämpfung hat das Münchener Startup Tubulis schon in der Vergangenheit großes Investoreninteresse auf sich gezogen. Nun erhält die Firma mit mehr als 300 Mill. Euro erneut eine vergleichsweise große Summe an Wagniskapital. (zum Artikel)+++
+++ Der US-Vermögensverwalter Brookfield übernimmt für 3 Mrd. Dollar die restlichen 26% der Anteile an Oaktree Capital. Der Private-Credit-Manager hatte bereits 2019 für rund 5 Mrd. Dollar die Mehrheit an Brookfield verkauft.+++
+++ Sehr vermögende Familien setzen 2025 auf Immobilien, insbesondere Mehrfamilienhäuser in Deutschland. Wie eine Umfrage von Kingstone Real Estate ergab, sind Aktien sind deutlich weniger beliebt. (zum Artikel)+++
DER KOPF DER WOCHE
Martin Suter
Rothschild & Co ordnet die Führungsspitze in Deutschland gut vorbereitet neu. Martin Suter übernimmt zum 1. Januar den Posten als Deutschland-Chef von Kai Tschöke, der sich auf die Rolle des Chairman zurückzieht, wie die Bank am Dienstag mitteilte. Beide hatten sich die Führung von Rothschild in Deutschland in den vergangenen sechs Jahren de facto geteilt. Sie waren Co-Heads des Global-Advisory-Geschäfts in Deutschland und Österreich.
Suter war 2010 von der UBS zu Rothschild gewechselt. Der 54-Jährige hatte seine Karriere bei PwC begonnen und dann zehn Jahre für die UBS gearbeitet. Zuletzt leitete er bei Rothschild das Beratungsgeschäft bei Fusionen und Börsengängen in Deutschland und Österreich. Tschöke, der 30 Jahre als Investmentbanker gearbeitet hat, agierte als Deutschlandchef.
Suter gilt als Experte in der Beratung von Finanzinvestoren. So ist Rothschild gerade als Berater für das IPO des Aufzugsherstellers TK Elevator engagiert worden, bei dem die Private-Equity-Firmen Advent und Cinven die Hauptanteilseigner sind. Auch die niederländische Regierung ließ sich beim Verkauf von Anteilen am Übertragungsnetzbetreiber Tennet Germany von Rothschild beraten. (zum Artikel)
DER BEYOND BILLIONS PODCAST
Mit Tobias Moser
Tobias Moser ist Anwalt bei der Kanzlei DMR Legal und begleitet regelmäßig Restrukturierungen. Moser ist aber auch Gründer von MR Corporate Solutions. Eine Firma, die sogenanntes Restructuring as a Service anbietet – auch bekannt als Shareholding as a Service. Der alternative Restrukturierungsansatz wird in der Corporate-Finance-Szene derzeit heiß diskutiert.
RaaS kommt dann zum Einsatz, wenn ein Unternehmen einen kriselnden Geschäftsbereich hat, der nicht mehr zum Kerngeschäft gehört oder im schlimmsten Fall sogar Geld verbrennt. Ein klassischer Ausweg sind die schon sprichwörtlichen 1-Euro-Deals, bei denen ein auf Distressed-Situationen spezialisierter Investor zuschlägt. Ein anderer Lösungsansatz sind Treuhandstrukturen. Der Impuls dazu geht oft von Kreditgebern aus, die weitere Sanierungsbeiträge davon abhängig machen, dass die Eigentümer Geschäftsanteile als Sicherheit für ihre Forderungen einbringen. Allerdings findet sich in diesen Strukturen eher das werthaltige Tafelsilber.
Restructuring as a Sercice ist ein dritter Weg und liegt zwischen Distressed-Deal und Treuhandstruktur. Bei dem Modell wird das unliebsame Asset verkauft – der Käufer arbeitet aber im Sinne des Verkäufers, als dessen Dienstleister. Wie genau das Modell funktioniert, wie es sich vom Ansatz klassischer Turnaround-Investoren unterscheidet und warum RaaS auch für Private-Equity-Investoren interessant sein könnte: Über all das und noch mehr spricht Tobias Moser in der aktuellen Episode von Beyond Billions – jetzt überall verfügbar, wo es Podcasts gibt.
Vom 20. bis 22. Oktober trifft sich die deutschsprachige Private Markets Community in Kronberg vor den Toren Frankfurts zur ersten Private Markets Week der Börsen-Zeitung. Im Fokus stehen die Themen Private Equity, Private Credit, Venture Capital, Real Estate und Infrastruktur. Mehr dazu erfahren Sie hier.
SOCIAL NETWORK
Börsen-Zeitung
Börsen-Zeitung – eine Marke der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIER-MITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG
Kontakt
Leserservice der Börsen-Zeitung | Sandweg 94 | 60316 Frankfurt am Main | Hessen