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Guten Tag

 

Unternehmen bleiben immer länger in Privatbesitz, ehe sie an die Börse gehen. Sofern sie das überhaupt noch tun. Auf jedes börsennotierte Unternehmen kommen in Europa inzwischen laut Pitchbook im Schnitt mehr als zwei Firmen, die sich im Besitz von Private Equity befinden. Die Börse verliert zunehmend an Sexappeal. Sowohl bei Gründern und Unternehmern als auch bei Finanzinvestoren, die über die Börse aus ihrem Investment aussteigen. 

 

An dem grundsätzlichen "Private for Longer"-Trend ändert auch Elon Musk's Vorhaben nichts, sein Weltraumunternehmen SpaceX nächstes Jahr für 30 Mrd. Dollar an die Börse bringen zu wollen. Die Börse verliert für Private Equity als Wettbewerber zunehmend an Bedeutung. Doch innerhalb der Private Markets erwächst ein neuer Konkurrent: Private Credit, bzw. Hybridkapital liefert mit seinen komplexeren, dafür aber maßgeschneiderten Finanzierungslösungen deutlich höhere Renditen und stellen die glorreichen Buyout-Shops vor neue Herausforderungen. Apollo macht es gerade vor.  

 

Unsere Themen heute:

  • Private for Longer – via Equity oder Debt? (Story der Woche)
  • Vonovia-CEO berät künftig KKR (Kopf der Woche)
  • Die Project-A-Story mit Florian Heinemann (Podcast)
  • Neues von EQT, SpaceX und Allianz (Weitere News)

Wir wünschen viel Gewinn beim Lesen!

Ihr Philipp Habdank

 

DIE STORY DER WOCHE

Private for Longer – via Equity oder Debt?

Die Präsenz von Private Equity in Europa nimmt zu. Die Analysten des US-Finanzdatenanbieters Pitchbook prognostizieren, dass das Verhältnis von Private-Equity-finanzierten zu börsennotierten Unternehmen in Europa bis Ende 2026 einen neuen Höchststand von 2,3 erreicht, gegenüber 2,1 im Jahr 2025. „Dies spiegelt eine seit einem Jahrzehnt bestehende Divergenz wider“, konstatiert Pitchbook-Analyst Nalin Patel. „Die Anzahl der Private-Equity-finanzierten Unternehmen hat sich seit 2014 auf rund 13.800 verdoppelt, während die Anzahl der börsennotierten Unternehmen bei rund 6.600 stagniert.“

 

Die Zahl Private-Equity-finanzierter Unternehmen übertraf die der börsennotierten Firmen erstmals 2011. Das markierte den Beginn des strukturellen Aufstiegs für Private Equity. Der nächste Meilenstein wurde 2024 erreicht, als die Anzahl der Private-Equity-finanzierten Unternehmen erstmals doppelt so groß war wie die der börsennotierten Firmen. „Wir gehen davon aus, dass die Divergenz auch 2026 anhält“, sagt Analyst Patel voraus. „Die Zunahme der Private-Equity-finanzierten übertrifft voraussichtlich das Wachstum des öffentlichen Marktes, da die Allokationen in Private Equity in den Portfolios der Anleger steigen.“

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Historisch gesehen habe die Anlageklasse überdurchschnittliche risikoadjustierte Renditen erzielt und sowohl institutionelles Kapital als auch, in jüngerer Zeit, private Vermögensverwalter und Privatanleger durch semi-liquide Fondsstrukturen angezogen. Diese Demokratisierung des Zugangs dürfte die Dynamik aufrechterhalten, selbst wenn sich die traditionelle Mittelbeschaffung auf institutioneller Ebene verlangsame. Die öffentlichen Märkte hingegen stünden im Vergleich dazu weiterhin vor Herausforderungen.

 

Die IPO-Aktivität in Europa war 2025 verhalten. Der Unternehmensberatung EY zufolge gab es in Europa 24% weniger IPOs und 11% weniger Emissionsvolumen. In Deutschland war es sogar 43% weniger Emissionsvolumen (1,2 Mrd. Euro) und 13% weniger Börsengänge. Etliche Unternehmen aus Private-Equity-Portfolios wie der Generikakonzern Stada oder die Oldenburgische Landesbank, die eigentlich an die Börse gehen sollten, wurden dann doch aus Gründen der Transaktionssicherheit im Ganzen verkauft.

 

Delistings überschatten IPOs

 

Hinzu kommt: Börsen wie die London Stock Exchange verzeichneten Rekordzahlen an Delistings. Europäische Unternehmen zeigten zudem eine anhaltende Präferenz für eine Notierung an den US-Börsen, die die Firmen durch die höhere Liquidität, die höheren Bewertungen und die umfassendere Analystenabdeckung anlocken. Gleichzeitig misslangen seit 2022 viele Versuche, aus Unternehmensbeteiligungen wieder auszusteigen. Das veranlasste Finanzinvestoren dazu, sich stärker auf alternative Exit-Strategien wie Sekundärplatzierungen und Verkäufe an andere Private-Equity-Häuser anstatt auf Börsengänge zu konzentrieren.

 

Den vielen tatsächlichen Delistings steht eine überschaubare und zudem mit Risiken behaftete IPO-Pipeline gegenüber. „Mit Blick auf den heimischen deutschen Markt besteht ein Potenzial von bis zu zehn Börsengängen im Jahr 2026", sagt Martin Steinbach von EY. Zu den größten IPO-Kandidaten aus Deutschland zählen der Aufzugshersteller TK Elevator mit einer Bewertung von 23 Mrd. Euro aus dem Portfolio von Advent, Cinven und Thyssenkrupp sowie der deutsch-französische Panzerkonzern KNDS mit Sitz in Amsterdam und der Kleinanzeigenriese Mobile.de aus dem Besitz von Blackstone und Permira.

 

Private-Equity-Riese Apollo setzt stärker auf Hybridkapital

 

Die Vergangenheit und Gegenwart gehört Private Equity. Doch zumindest innerhalb der Private Markets bekommt die Anlageklasse Konkurrenz. Apollo – eines der größten Private-Equity-Häuser der Welt – setzt strategisch stärker auf Private Credit, wie die "Financial Times" berichtet. Die Neuordnung wurde demnach diese Woche während einer Mitarbeiterversammlung präsentiert. Die neue Gruppe wird von Matt Nord geführt, Apollo's ehemaligem Co-Head Private Equity. Sie trägt den Namen "Hybrid Capital", worunter komplexe Fremdkapitalstrukturen fallen, die oft auch mit Minderheitsbeteiligungen verbunden sind. 

 

Apollo's CEO Marc Rowan machte dem Bericht zufolge gegenüber seinen Mitarbeitern deutlich, dass spektakuläre Buyouts nicht mehr länger Wachstumstreiber sind. "Private Equity ist eine unglaubliche Anlageklasse. Es ist nur kein Wachstumsgeschäft", sagte Rowan laut FT diese Woche auf einer Investorenkonferenz. Wachstum im Eigenkapitalgeschäft komme künftig aus zwei Richtungen: Die eine sei Hybridkapital, die zweite eine Neuerfindung dessen, was Private Equity als Branche ausmacht. Bei der Rendite jedenfalls hatten die Hybrid-Deals zuletzt klar die Nase vorn. Seit Anfang 2024 kommt das Hybrid-Geschäft auf annualisierte Renditen von fast 20%, wohingegen jüngste Buyouts weniger als 8% abwarfen. 

 

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DIE NEWS DER WOCHE

 +++ Die Schwierigkeiten der Private-Equity-Firma EQT mit überschuldeten Portfoliofirmen nehmen zu: Bei Deutsche Glasfaser könnten bald Zinszahlungen ausbleiben. Beim französischen Pflegeheimbetreiber Colisée übernehmen jetzt die Gläubiger den Schlüssel. (zum Artikel) +++

 

 +++ Der französische Private-Markets-Assetmanager Ardian öffnet seine Infrastrukturplattform für vermögende Privatanleger, die sich ein Mindestinvestment von 100.000 Euro leisten können. Das neue Fondsvehikel wird als Evergreen strukturiert, investiert an der Seite von Ardian's institutionellen Fondsvehikeln und soll innerhalb von kurzer Zeit mehr als 20 Infrastrukturbeteiligungen aufbauen. Dazu gehören der Londoner Flughafen Heathrow und der Rechenzentrenbetreiber Verne. +++

 +++ Das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk will laut Bloomberg schon Mitte nächsten Jahres an die Börse gehen. Mit erhofften Einnahmen von mehr als 30 Mrd. Dollar sollen weltraumgestützte Rechenzentren entwickelt werden. (zum Artikel) +++

 +++ Allianz Global Investors schließt den dritten europäischen Private-Credit-Fonds bei 1,8 Mrd. Euro, der damit fast doppelt so groß geworden ist wie sein Vorgänger. Mehr als die Hälfte der Mittel ist bereits investiert. Parallel dazu fordert der Allianz-Konzern schnellere Planungsverfahren, zuverlässige Regulierungen und mehr privates Kapital für die Infrastruktur in Deutschland. Die Investitionslücke wird auf 465 Mrd. Euro bis zum Jahr 2035 geschätzt. (zum Artikel) Parallel dazu schließt  +++

 +++ Die ING will im nächsten Jahr auch ins Private-Markets-Geschäft einsteigen. "Finanz-Szene" berichtet, dass sich die Niederländer dazu mit LGT Capital verbünden wollen. Das Produkt richtet sich aber wohl nicht an den Retail, sondern gehobenere Privatkunden. Laut Bloomberg partnert LGT zudem mit Invesco für den US-amerikanischen Retail-Markt. +++

 

DER KOPF DER WOCHE

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Vonovia-CEO Rolf Buch mischt bei KKR mit

Vom konservativen Vermietungsgeschäft ins Private-Equity-Getümmel: Noch-CEO Rolf Buch zieht zwar Ende des Jahres nach 12 Jahren beim deutschen Wohnungskonzern Vonovia die Tür hinter sich zu. Langweilig dürfte dem 60-Jährigen aber auch in Zukunft nicht werden. 

 

Der langjährige Chef des größten deutschen Wohnungskonzerns steigt ab Januar beim US-Finanzinvestor KKR als Executive Advisor ein. Dort soll er genau das tun, was er in den vergangenen Jahren perfektioniert hat: Chancen identifizieren. Nur diesmal nicht für einen Dax-Konzern, sondern für eines der größten Private-Equity-Häuser der Welt.

 

KKR will ihn in Private Equity, Infrastruktur und Real Estate einsetzen. Buch hat in seiner Vonovia-Zeit schließlich selbst mit großen Investoren gearbeitet: 2023 holte er Apollo als Partner an Bord, als der Kapitalmarkt für neue Aktien praktisch dicht war. Jetzt sitzt er auf der anderen Seite des Tisches.

 

Dass Buch nach zwölf Jahren an der Vonovia-Spitze nicht in den Ruhestand wechselt, überrascht die Branche nicht. Beobachter beschreiben ihn weiterhin als „on fire“, kein Wunder also, dass er neben seinem Job bei KKR auch noch mehrere Mandate in Beiräten weiterführen wird.

 

Für KKR kommt er zur richtigen Zeit: Der Dealmarkt sortiert sich neu, die großen Häuser suchen Orientierung im Real-Estate-Gestrüpp aus sinkenden Bewertungen, strukturellen Verschiebungen und neuen Finanzierungslogiken. Ein Manager, der Europas größten Wohnungsbestand durch Boom und Krise manövriert hat, ist da ein willkommener Kompass.

 

DER BEYOND BILLIONS PODCAST

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Die Project-A-Story mit Florian Heinemann

Florian Heinemann ist der Mitgründer von Project A. Einer der wenigen deutschen Wagniskapitalgeber, die es in Deutschland geschafft haben, sich gegen das internationale Großkapital zu behaupten. Dieses Jahr durchbrach Project A im Fundraising die Schallmauer von 1 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen.  

Das gelang auch deshalb, weil die Berliner in ihren Stallungen das ein oder andere vielversprechende Einhorn stehen haben. Beim Neobroker Trade Republic war Project A früh dabei und auch in der deutschen Drohnen-Szene mischt der Investor vorne mit, ist neben Quantum Systems auch in Stark Defense investiert. 

 

Im Podcast erklärt Heinemann, wie schwer es ist, einen deutschen VC-Investor aufzubauen, was auf dem Weg zur ersten AUM-Milliarde die wichtigsten Meilensteine waren, wie Project A auch heute noch bei Trade Republic mitmischt – und was es wirklich braucht, um ein deutsches Ökosystem für Wachstumskapital zu bauen. 

 

Um all das und noch mehr geht es in der neuesten Episode von Beyond Billions – ab sofort überall dort verfügbar, wo es Podcasts gibt. 

 

Zum Podcast >>

 

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