bald ist wieder “SuperReturn”. Stars und Sternchen unter den globalen Finanzinvestoren reisen am 2. Juni nach Berlin. Die Herren und Herrinnen des Geldes und der Schulden versammeln sich auf der Konferenz im Intercontinental-Hotel zum Netzwerken. Mehr als 4.000 Private-Equity-Größen – General Partners und Limited Partners – zieht die Konferenz jedes Jahr an. Dabei geht es weniger um die Vorträge als um die Vieraugen-Gespräche in den Hinterzimmern der Hotels entlang der Budapester Straße.
Nicht jeder freut sich auf das Event. Es ist voll, die Luft ist schlecht, und die Fundraising-Flaute drückt auf die Stimmung. Ein Ärgernis sind auch die Preise. Weil es mehrere Tausend Euro kostet, ein kleines Büro mit Pappwänden im Interconti zu mieten, stellen sich manche Teilnehmer lieber Anhänger an die Straße, die zum Büro ausgebaut sind. Ein Tagesticket kostet 3.500 Euro, der vollständige Konferenzpass gar 6.598 Euro.
Das gilt jedenfalls für die Vertreter der Private-Equity-Firmen, die General Partner. Ihre institutionellen Investoren, die Limited Partner, kommen umsonst hinein, haben dafür aber ein anderes Problem: Da die Private-Equity-Firmen Fundraising-Probleme haben, werden die Investoren von den Fundraisern umlagert und behelligt. Manche Investoren entfernen ihre Namensschildchen, um nicht erkannt zu werden.
In einer solchen Situation könnten sich Vertreter der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) bald wieder finden. Die Zusatzversorgungskasse des öffentlichen Dienstes hat Milliarden zur Verfügung, die neuerdings verstärkt in die Private Markets fließen sollen.
Wie wichtig das Timing beim Fundraising ist, weiß auch Fabian Söffge, Partner der Private-Equity-Firma Argos Wityu. Er investiert in Mittelständler und begleitet sie bei der Dekarbonisierung. (zum Artikel).
Was sonst noch in den Private Marktes geschah, lesen Sie in den News der Woche.
Viel Gewinn beim Lesen wünscht Ihnen
Christoph Ruhkamp
story derwoche
Pensionsfonds VBL baut Private-Equity-Investments erheblich aus
Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) ist mit 65 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen einer der größten institutionellen Investoren in Deutschland. Die größte deutsche Zusatzversorgungskasse mit mehr als fünf Millionen Pflichtversicherten investiert erst seit kurzer Zeit in Private Equity. Dafür forciert die Altersversorgungseinrichtung des öffentlichen Dienstes das Thema Private Markets nun um so stärker und plant Milliardeninvestments in diesem Bereich. Erstmals äußert sich die bisher verschwiegene Organisation öffentlich dazu.
„Seit dem Sommer 2022 investieren wir in Corporate Private Equity bzw. geben Kapitalzusagen zu Fonds ab“, sagte Niklas Becker, Head of Private Equity & Infrastructure Equity Investments der VBL, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Seit Anfang 2024 investieren wir zudem verstärkt in Infrastruktur Equity.“ Die Strategische Asset Allokation (SAA) für das Jahr 2025 sehe Zielquoten von 1,8% für Corporate Private Equity und 2% für Infrastrukturinvestments vor.
Diese Quoten werden jährlich überprüft, und die VBL erwartet, dass sie in Zukunft noch etwas steigen werden. „Es wurden Kapitalzusagen von rund 1,5 Mrd. Euro im Jahr 2024 und rund 1 Mrd. Euro im Jahr 2023 getroffen“, sagte Becker, der zuvor für die Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt sowie den Versicherer Signal Iduna gearbeitet hat. „Aber wie gesagt, wir sind im Aufbau, und deshalb sind diese Beträge nicht sehr aussagekräftig. Wir wollen nicht bei der Rendite die Lichter ausschießen oder schnell aus der Hüfte schießen.“ Bei der Frage, wie schnell der Betrag für Private Equity weiter wachse, komme es auch darauf an, wie sich der Kapitalstock der VBL entwickele. Eine Verdoppelung auf 5 Mrd. Euro für Private Equity scheint jedoch programmiert.
Für viele mittelgroße Private-Equity-Firmen, die seit Jahren mit Fundraising-Problemen kämpfen, weil die institutionellen Investoren lieber zu den ganz großen One-Stop-Shop Adressen gehen, sind das hoffnungsvolle Nachrichten. Am 2. Juni beginnt in Berlin die weltweit größte Private-Equity-Konferenz Super Return in Berlin. Dann werden sich voraussichtlich die Fundraising-Beauftragten der Finanzinvestoren auf die VBL stürzen, um eine Kapitalzusage von dem Altersvorsorge-Riesen aus Karlsruhe zu erhalten.
Aus der Strategischen Asset Allokation (SAA) hat die VBL interne Quoten getroffen, die mit den Mischungsquoten der Anlageverordnung des Versicherungsaufsichtsgesetzes korrespondieren. „Wir investieren ausschließlich über Fondsvehikel, also mittelbar, in Private Equity und Infrastruktur“, beschreibt Becker die Vorgehensweise. „Wir lehnen dabei Fonds ab, wenn uns die kleinste Kleinigkeit nicht passt." Zum Beispiel habe bei der VBL keine Chance, wer einmal in der Ruf der übertriebenen Steuervermeidung gekommen sei
+++Die hinter dem dänischen Abnehmspritzen-Hersteller Novo Nordisk stehende Beteiligungsgesellschaft Novo Holdings tritt wegen Donald Trumps Zollchaos bei Deal-Abschlüssen erstmal auf die Bremse. “Solange es nicht mehr Klarheit über die Aussichten für wirtschaftliches Wachstum gibt, werden wir unsere Investmentaktivitäten verlangsamen”, sagte der CEO von Novo Holdings, Kasim Kuta, der Nachrichtenagentur Bloomberg. +++
+++ Beim Online-Flohmarkt Vinted sprudeln derzeit die Gewinne. Die Firma hat im vergangenen Geschäftsjahr unter dem Strich 76,7 Mill. Euro verdient – und damit mehr als vier Mal so viel wie im Vorjahr. Der Umsatz stieg zwar auch deutlich um 36% auf 813 Mill. Euro In den vergangenen zwei Jahren war das Unternehmen aus Litauen aber noch viel stärker gewachsen. Nun will sich Vinted selbst als Wagniskapitalinvestor versuchen und hat dafür den VC-Fonds “Vinted Ventures” ins Leben gerufen. (zum Artikel)+++
+++Die französische Online-Plattform für Arzttermine Doctolib will noch in diesem Jahr profitabel werden. Im vergangenen Jahr ist das 2013 in Paris gegründete Unternehmen um rund 23% gewachsen und kam auf jährlich wiederkehrende Umsätze von 348 Mill. Euro. Den Verlust hat die zuletzt mit 5,8 Mrd. Euro bewertete Firma zudem um 38% auf rund 54 Mill. Euro reduziert.+++
+++Das Münsteraner Textilrecycling-Start-up Eeden hat in einer Finanzierungsrunde 18 Mill. Euro eingesammelt. Hauptgeldgeber war der niederländische Wagniskapitalfonds Forbion, beteiligt haben sich zudem unter anderem die NRW.Bank und Henkel. +++
+++Wagniskapitalinvestoren haben im ersten Quartal 2025 weltweit fast 67 Mrd. Dollar in KI-fokussierte Start-ups gepumpt. So viel Geld ist noch nie innerhalb eines solchen Zeitraums in den Sektor geflossen, wie eine Analyse von CB Insights zeigt. Die Summe ist Ergebnis besonders großer Runden für Start-ups wie OpenAI, Anthropic und Safe Superintelligence.+++
+++Das Wiesbadener Wasserstoff-Start-up Hy2gen hat sich in einer Finanzierungsrunde 47 Mill. Euro gesichert. Das Geld kommt hauptsächlich vom Vermögensverwalter Hy24 sowie vom Technologieunternehmen Technip Energies und von BenDa Kapital.+++
kopf derwoche
Fabian Söffge
Bei Transaktionen ist das Timing oft entscheidend. Der Private-Equity-Investor Argos Wityu hatte den Faktor auf seiner Seite, als er im Januar das Final Closing seines Climate Action Fonds verkündete – noch vor dem stärker werdenden ESG-Backlash. Mit 337 Mill. Euro hat Argos das Zielvolumen um 12% übertroffen.
Über das Timing war er „absolut erleichtert“, sagt Partner Fabian Söffge. Der promovierte Finanzwissenschaftler arbeitet bereits seit 2016 für den auf mittelständische Unternehmen spezialisierten Investor. Zuvor hatte er bereits als Berater bei PwC intensive Einblicke in die Private Equity-Branche erhalten.
Über den neuen Fonds soll Argos Wityu nun etwa zehn bis zwölf Investments tätigen. Dabei hat es die Gesellschaft auf jene Mittelständler abgesehen, bei denen eine attraktive finanzielle Entwicklung zu erwarten sei und bei denen die Dekarbonisierung zusätzliche Werte generieren kann. „Wir reden oft über energieintensive Industrien, wo jede Kilowattstunde Gas, die ich einsparen kann, schlichtweg Geld spart, aber natürlich auch Emissionen“, sagt Söffge.
Der European Long Term Investment Fund (ELTIF) ist gerade das Mittel der Wahl der großen Asset Manager, um die private Märkte für Privatanleger zu holen. Also um die Profiliga für Amateurspieler zu öffnen. Gute Zungen sprechen gern vollmundig von der “Demokratisierung” der privaten Märkte. Böse Zungen behaupten, die großen Asset Manager suchen einfach nur verzweifelt nach einer Alternative im Fundraising.
Julien Zornig von Astorius findet es grundsätzlich gut, dass sich der Markt öffnet. Doch im Hinblick auf die effektive Umsetzung, Zielsetzung und Motivation ist er an der ein oder andern Stelle dann doch skeptisch. “Es ist schon bemerkenswert, dass eine Industrie, die nun 40 Jahre lang den Privatkunden gescheut hat wie der Teufel das Weihwasser, sich plötzlich so schockverknallt in diesem Markt.”
Wo zornig für die Private-Markets-Szene und für Privatanleger die größten Risiken in der ELTIF-Bewegung sieht, worauf es bei der Risiko-Rendite-Gewichtung zu achten gilt – und ob das Retail-Abenteuer ein Happy End haben wird: Über all das und noch mehr geht es am Montag in der neuen Folge von Betting Billions. Jetzt den Podcast bei Spotify abonnieren und die Glocke aktivieren, um die Folge nicht zu verpassen.
Zum ersten Mal verleihen wir bei der Börsen-Zeitung dieses Jahr Private-Market-Awards für die besten Manager und Managerinnen aus den Kategorien Venture Capital, Private Equity, Private Credit, Real Estate und Infrastruktur. Sie haben eine Idee, wer diesen Preis verdient hat? Dann schicken Sie uns noch bis zum 5. Mai eine Nachricht an bzlive@boersen-zeitung.de. Ihre Stimme zählt!
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